9. November 2011

Tanz auf dem Vulkan II

Zurück auf meinen Porphyrberg:


"Ander Kulturen machens schließlich auch!" - sagte Nila zu Pedro und sah ihn (mehr oder weniger) an.
"Die Asiaten haben Ahnenschreine, die Mexikaner feiern bis heute ihre 'Dias de los Muertos' - und was manche Voodoovölker Afrikas noch im Beisein ihrer Ahnen durchführen, das gruselt vllt sogar mich! .... aber Hauptsache ich wäre verrückt."

Pedro schien zu nicken. - Nila war der erste Mensch der nach seinem Tod aktiv zu ihm Kontakt aufgenommen hatte. Ein Pendel nannte sie ihr Eigen und verglichen mit ihren damaligen Fertigkeiten war sie mittlerweile "gut"
- die Messlatte in solchen Dingen lag allerdings bei einem Durchschnitt von Normalnull - also war es schon ein kleines Wunder dass sie überhaupt Geister spürte.




Unter ihnen erstreckte sich die Stadt.
Nicht sonderlich groß, verglichen mit anderen Orten Mitteldeutschlands aber ganz okay.
Viele alte Häuser, teils sehr schöne Architektur... mit Erfurt kann man sie vergleichen - aber an Erfurt kommt was die Altstadt angeht wohl keine Stadt heran.

Dieser Porphyrberg war einer von Pedros Orten gewesen, als er sie noch nicht kannte und sie ihn auch noch nicht kennen konnte... schließlich war sie zugezogen als er schon verblichen war.

Genau hier.
An der Stelle wo sie gerade stand.
Damals war er 21 - gebeutelt wie es wohl nur in der "schwarzen Szene" so deutlich sichtbar wird.
Es waren die Pulsadern.

Pedro fühlte sich sehr wohl in Nilas und Gregors kleinem Reich... dort gab es endlich wieder richtige Musik und als sie ihm das erste Mal seit langem Blind Guardian vorspielte, da muss er wohl ein zweites Mal gestorben sein.... Sinnbildlich.


"Nein, ich bin ganz sicher nicht verrückt! - Mag sein dass ich als lebendes Klischee durchgehe, aber verrückt sind die die nicht sehen wollen was direkt vor ihren Nasen ist!"
Hinter Nila wehte ein langer schwarzer Mantel, als sie die groben Stufen hinunter lief.
"Lang" ist vllt ein irreführendes Wort. Nila war nicht grade ein "Durchschnittsmensch" - Heidi Klum hätte an ihr ganz sicher keine Freude gehabt - dafür aber Peter Jackson in seiner Verfilmung der Hobbitgeschichte.
Sagen wir mal der Mantel wehte bodenlang hinter ihr her.
Hin und wieder sah man darunter die Sohlen abgewetzter Stiefel - nicht gerade Ladylike aber rein von der Logik betrachtet, wesentlich praktischer als Stöckelschuhe. Gesünder auch.
Wer war hier noch gleich verrückt?



"Warum fragst du dich immer wieder ob du verrückt bist Samael?"
"Warum?" antwortete sie auf die Stimme in ihrem Kopf. Pedros Präsenz shwebte neben ihr und schien einen Arm auf ihre Schultern zu legen.
"Was würdest du von dir denken, wenn man dir sagt dass du ein Inkarnierter Todesengel bist?"
... "Ich wär wahrscheinlich stolz"


Stolz...
ja in gewisser Weise war sie das.
Stolz ihre Vergangenheit wieder zu finden, stolz das alte Wissen zurück zu bekommen.
Stolz, nicht blind zu sein wie der Rest von ihrer Welt. Unwissend wer sie mal waren und was sie denn sind - gesteuert durch täglichen Arbeitstrott, der außer Versprechungen nach oft ersehntem Glück doch nichts für ihre Seelen tat. Sie waren im Denken begradigt und erlaubten sich keine Ausfälle. Jemand der auch nur eine Alternative Theorie aufstellte, der wurde meist schon ausgelacht.

Die Welt war ja schwarz-weiß...
und längst in Gänze ausgeforscht.
Naaaa klar!




Nein...
Nein es war auch die Angst in ihr.
Das war keine Angst vor dem Jüngsten Tag, vor einer Vergeltung, vor eigener Sündhaftigkeit - was könnten denn Engel auch schon sündigen... ;)
es war die Angst vor der Kälte dieser Welt.
Vor ihrer Rationalität, die alles absprach was nicht aus abzählbaren Atomstrukturen bestand.
Liebe, Glück, eigener Wille... angeblich alles eine Projektion der Hirnströmungen. Der Mensch eine Maschine die zu fühlen glaubt - und so eine Welt pries sich ethischer Gipfelpunkt von allem anderen zu sein!

Was waren Menschen doch einfältig!


Sie aufzuklären, sie kritisch zu fragen - das war ein Tanz auf dem Vulkan.
Der Krieg gegen die Meinungsmacher - das war ein Spiel mit dem Feuer, leben am Abgrund - und wenn man gefasst wurde, dann stürzten sie dich in diesen Feuersee hinein. Heulen und Zähneklappern.....


Ja... das war also "Gottes" Plan für seine Abtrünnigen.
Eine ewige Qual und sadistische Strafe, allein zur Ergötzung der "Seligen"
So eine Religion gab man als "Lehre der Liebe" aus.



WER war hier wohl verrückt?!?

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